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Dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade von Sabine Landua zum Thema „Lernen außerhalb des Klassenzimmers. Was ich außerhalb der Schule gelernt habe“. Diese Blogparade hat mich sofort angesprochen, weil ich für mein Leben gern lerne. Aber hier werde ich darüber schreiben, was mein Sohn alles außerhalb des Klassenzimmers lernt (und das ist sehr beeindruckend), und meine Gedanken dazu äußern, warum mein Sohn und Schule trotzdem nicht zusammenpassen.

Ich will nicht in die Schule! Schule ist doof!

Diese oder ähnliche Worte höre ich leider viel zu oft, nämlich fast jeden Tag von meinem Sohn. Mein Sohn ist eines dieser Kinder, die einfach nicht in unser Schulsystem passen. Für ihn ist der Schulalltag eine Qual. Das liegt allerdings nicht daran, dass er dumm ist oder nicht gern lernt. Das Gegenteil ist der Fall. Er ist hochintelligent und lernt ständig Neues. Nur eben nicht für die Schule oder was gerade im Unterricht dran ist.

Kreativ und unersättlich im Lernen außerhalb der Schule

So war er in den ersten paar Schuljahren der Grundschule dem Mathelehrplan weit voraus. Das Prinzip des Malnehmens hatte er schon kapiert, bevor er in die Schule kam. Und in Sachen Zahlenbereiche war er immer viel weiter als alle anderen, weil er einfach das Prinzip verstanden hatte. Leider verlor er auch viel zu schnell das Interesse an mathematischen Problemstellungen, als sie dann im Unterricht dran waren. Jetzt empfindet er die Mathehausaufgaben – genau wie alle anderen Schulaufgaben – als Tortur.

In der dritten Klasse fing der Englischunterricht an, und mein Kind war stolz wie Bolle, dass er schon fließend Englisch sprach. Er konnte gar nicht genug davon erzählen. Und, nein, ich habe ihm das nicht beigebracht. Er hat‘s selbst und völlig von sich aus durch YouTube-Videos gelernt. Dass er anfing, mit mir (und auch allen anderen, ob sie es nun verstanden oder nicht) Englisch zu sprechen, trug natürlich auch dazu bei. Um den Englischunterricht ist es mittlerweile still geworden. Er redet kaum noch davon. Doch das Interesse an der englischen Sprache ist noch da. Er redet häufig in der englischen Sprache.

Ich denke auch, dass in diesem Fall das Interesse nicht so schnell verfliegen wird, weil er die englische Sprache ja auch für seine anderen Interessen braucht. Er lernt zum Beispiel das Programmieren mithilfe von – häufig englischsprachigen – YouTube-Videos. Angefangen hat er mit Scratch, einer kostenlosen Plattform, auf der Kinder das Programmieren mithilfe von vorgefertigten Code-Schnipseln lernen können. Dann kam Python, und nun ist Unity dran, eine Game Engine zum Programmieren von eigenen Spielen, die er dann auf einer Plattform für Indie Games namens Itch.io hochlädt und veröffentlicht.

Er hat sogar einen eigenen YouTube-Kanal und schon einen Preis in einem regionalen Filmwettbewerb für Kinder und Jugendliche gewonnen. Dort war er einer der jüngsten (8 Jahre) und der einzige Teilnehmer, der ohne erwachsene Hilfe, Kurse oder sonst etwas seinen Film (Stop Motion mit Lego) produziert hat. Dafür hat er einen Sonderpreis bekommen.

Und alle Fähigkeiten, die er dafür braucht, hat er in Eigenregie außerhalb des Unterrichts gelernt.

Das hat schon etwas von einem kreativen Abenteuer. So viel Lust am Lernen, so viel Spaß daran, neue Fähigkeiten zu erlernen und sie anzuwenden.

Warum funktioniert das Lernen in der Schule nicht?

Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt. Und ein paar meiner Gedanken dazu findest du hier:

Reizüberflutung

Ein wichtiger Faktor – zumindest bei meinem Kind – dürfte die Reizüberflutung sein. Mein Sohn ist Asperger Autist, und er äußert ziemlich klar, dass er in Gruppen von mehr als 9 oder 10 Kindern sich nicht konzentrieren kann. All die nonverbalen sozialen Reize, die neurotypische Menschen intuitiv verarbeiten und verstehen oder auch ausfiltern, wenn sie nicht relevant sind, fallen ungefiltert über ihn her, und er muss sie auf kognitiver Ebene verarbeiten.

Da er noch am Anfang seines Lebens steht, kann er das nur bedingt, da ihm einfach die nötigen Erfahrungen fehlen. Dadurch ist er oft verunsichert und überfordert mit sozialen Situationen, die sich aber in der Schule nicht vermeiden lassen. Eine echte Rückzugsmöglichkeit wie einen Ruheraum oder ähnliches hat er dort leider auch nicht. Und so ist sein Batterie im Schulalltag deutlich schneller leer als bei anderen Kindern.

Uninteressante, langweilige Lerninhalte

Es gibt einige Fächer, die er besonders ablehnt, teilweise sogar komplett verweigert. Dazu gehören Musik, Kunst und Religion. Er sieht in diesen Fächern einfach keinen Sinn. Seiner Ansicht nach braucht er sie und die dort vermittelten Lerninhalte einfach nicht.

Teilweise kann ich das verstehen, aber ich versuche ihm auch zu erklären, warum es diese Fächer an der Schule gibt und was er daraus für sein Leben mitnehmen könnte. Immerhin wissen die meisten Kinder ja noch gar nicht, was sie später wollen und was sie dabei unterstützen würde.

Gerade die kreativen Fächer wie Kunst und Musik liegen mir dann ja doch am Herzen. Das kommt nur leider meistens nicht bei ihm an, obwohl er auch gern kreativ ist. Was ihn jedoch insbesondere am Kunstunterricht stört, ist das Kreativsein nach Vorgabe. Und Musik braucht er seiner Ansicht nach gar nicht, auch wenn er selbst häufig laut selbst erdachte Lieder vor sich hin trällert, wenn er an seinen eigenen Projekten arbeitet.

Druck

Und dann kommt der Druck: „Du musst dieses machen, du musst jenes machen.“ „Du musst gute Noten schreiben, damit du nicht sitzenbleibst.“ „Wir müssen den Lehrplan schaffen.“ usw. Wer lernt schon gern unter Druck? Bei meinem Sohn funktioniert das jedenfalls nicht. Je mehr Druck aufgebaut wird, desto größer wird der Gegendruck, desto mehr hasst er die Schule.

Was könnte die Lösung sein?

Reizüberflutung, Überforderung, Energieverlust, Lust- und Interesselosigkeit, Druck – das sind alles Dinge, die sich nicht angenehm anfühlen. Und da kann ich verstehen, dass mein Kind keinen Bock auf Schule hat. Ich würde mir da für ihn wirklich eine andere Lösung wünschen.

Lernen sollte auch in der Schule zu einem kreativen Abenteuer werden, statt in Stress auszuarten. Dazu beitragen könnten z. B. deutlich kleinere Klassen, interessante Lernprojekte, individuelleres Lernen mit Einbindung der eigenen Interessen statt Frontalunterricht usw.

Und bei meinem Sohn könnte ich mir auch gut ein Mischmodell aus Präsenz- und Online-Unterricht vorstellen, um der Reizüberflutung entgegenzuwirken.

Und auch wenn er feste Strukturen braucht, könnte ich mir gut vorstellen, dass ein abwechslungsreiches Lernangebot unter Einbindung seiner Interessen ihn auch dazu ermutigen könnte, mehr Neues auszuprobieren, das nicht auf den ersten Blick zu seinen Interessen passt.

Ja, das sind alles hehre Wünsche, und mir ist auch klar, dass sich nicht von heute auf morgen das ganze Schulsystem ändern wird.

Was denkst du darüber? Welche Vorschläge hast du für die Neugestaltung unseres Schulsystems in Richtung „Lernen als kreatives Abenteuer“? Und was lernst du/lernen deine Kinder freiwillig in und außerhalb der Schule? Lass uns teilhaben an deinem kreativen Abenteuer Lernen.

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About the Author Anja - Windradkind


Anja Evans ist Gründerin und kreative Seele von Windradkind. Ihr Ziel ist es, das Leben für alle bunter zu gestalten - durch Alltagsdinge, die mit ihren eigenen Illustrationen und Designs versehen sind, ebenso wie durch Tutorials und Kurse, durch die ihr lernt, eure eigene Kreativität einzusetzen und so aktiv mehr Farbe in euer Leben zu bringen.
Ihr Motto ist:
Kreativität macht dein Leben bunter.

  • Liebe Anja,

    was für ein inspirierender und ehrlicher Beitrag! Es hat mich berührt zu lesen, wie dein Sohn mit so viel Begeisterung und Eigeninitiative außerhalb des Klassenzimmers lernt. Es ist wirklich schade, dass unser Schulsystem oft nicht in der Lage ist, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Talente von Kindern zu erkennen und zu fördern. Die Idee von Lernen als kreativem Abenteuer ist wunderbar und ich wünsche mir, dass eines Tages auch die Ressourcen vorhanden sein werden, dies in den Schulen umzusetzen.
    Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen im Rahmen meiner Blogparade „Lernabenteuer jenseits des Klassenzimmers“ mit uns geteilt hast. Ich wünsche dir und deinem Sohn weiterhin viel Freude und Erfolg auf eurem kreativen Lernabenteuer!

    Liebe Grüße
    Sabine

    • Vielen lieben Dank, liebe Sabine. Ich glaube, unser Schulsystem braucht dringend eine Reform. Es passt so überhaupt nicht mehr zu den Bedürfnissen der heutigen Welt. Und das gilt nicht nur für die Bedürfnisse der Kinder, sondern auch der gesamten Gesellschaft, einschließlich der Wirtschaft. Es ist so inspirierend zu sehen, wie begeistert und mit Leichtigkeit mein Sohn lernt, wenn man ihm freie Hand lässt und ermutigt. Umso schockierender war und ist es immer noch für mich zu sehen, wie sehr ihn die Schule demotiviert trotz Schulbegleitung und engagierter, verständnisvoller Lehrkräfte. Das Schulsystem ist auch für sie eher eine Zwangsjacke, denke ich. Es kann nur besser werden.
      Liebe Grüße
      Anja

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