Stellst du dir auch die Frage, ob du eher mit Pinsel oder Pixel kreieren möchtest? In diesem Artikel stelle ich die beiden Kunstformen einander gegenüber, zeige dir ihre jeweiligen Vor- und Nachteile. So findest du heraus, ob eher die digitale oder die traditionelle Kunst am ehesten für dich geeignet ist.
Oder vielleicht ergänzen sich digitale und traditionelle Kunst hervorragend. Lass es uns einfach herausfinden.
Am Ende des Artikels findest du die gesamte Gegenüberstellung noch einmal in Kurzform als Tabelle.
Kosten für Materialien
Für viele Menschen sind die Kosten ein sehr wichtiger Faktor. Und beide Kunstformen haben hier sowohl Vor- als auch Nachteile.
Materialkosten für digitale Kunst
Bei der digitalen Kunst ist zunächst eine anfängliche Investition in Hardware (Tablet, Computer) und Software (z. B. Procreate) erforderlich. Wenn du jedoch bereits ein geeignetes Gerät hast (z. B. ein iPad), halten sich diese Kosten sehr in Grenzen. Die digitale Zeichen-App Procreate (nur fürs iPad) beispielsweise kostet unter 15 €.
Mit diesem anfänglichen Setup kannst du dann ein paar Jahre arbeiten, ohne dass weitere Kosten entstehen müssen.
Natürlich hast du auch in der Welt der digitalen Kunst die Möglichkeit, Neues zu kaufen, z. B. digitale Pinsel, Texturen usw. Aber es ist kein Muss, denn weder Farben noch Pinsel werden verbraucht. Die meisten kannst du sogar selbst erstellen, wenn du magst.
Also hast du nach der anfänglichen Investition solange Ruhe, bis du die Hardware erneuern oder eine andere Software ausprobieren möchtest.
Materialkosten für traditionelle Kunst
In der traditionellen Kunst werden Materialien wie Farben, Stifte, Papier und Leinwände fortlaufend verbraucht, sodass du regelmäßig neue Materialien nachkaufen musst.
Dafür sind die Anfangskosten überschaubar. Sogar mit einem einfachen Bleistift lassen sich schon die Grundlagen des Zeichnens erlernen und sogar ganze Kunstwerke erschaffen.
Bei den meisten Techniken brauchst du auch nur eine begrenzte Anzahl von Farben (die Primärfarben) für den Anfang, sofern du bereit bist, dich mit Farben und dem Mischen von Farben zu beschäftigen. Nach und nach kannst du dann weitere Farben ergänzen, die du häufig verwendest.
Mobilität und Platzbedarf
Mobilität und Platzbedarf der digitalen Kunst
Ein iPad mit Apple Pencil und Procreate ist alles, was du brauchst, um digitale Kunst auszuüben. Und so ein iPad passt in fast jede Tasche. Damit hast du praktisch ein ganzes Kunstatelier immer mit dabei. Auch zuhause nimmt dieses Setup kaum Platz ein.
Selbst mit einem Laptop und einem kleinen Grafiktablett bist du immer noch sehr mobil und kannst es dir sogar noch auf dem Sofa gemütlich machen.
Natürlich kannst du auch bei digitaler Kunst mehr Platz brauchen, wenn du dich für ein entsprechend großes Grafikdisplay und einen Desktop-PC entscheidest. Aber gebraucht wird dieses Setup höchstens in professioneller Kapazität.
Auch die Aufbewahrung deiner digitalen Kunstwerke erfordert Platz. In diesem Falle brauchst du jedoch digitalen Speicherplatz. Der physische Platzbedarf dagegen ist vernachlässigbar.
Mobilität und Platzbedarf der traditionellen Kunst
Traditionelle Kunst ist sehr vielfältig in dieser Hinsicht. Einen Block Zeichenpapier und einen Bleistift kannst du überall mit hinnehmen, ob in ein Café oder zuhause aufs Sofa. Sie nehmen auch nicht mehr Platz ein als ein iPad.
Aber nicht jede traditionelle Technik ist so platzsparend und mobil. Zwar gibt es durchaus auch mobile Paletten und Staffeleien, aber sie haben ihre Einsatzgrenzen. Ich möchte sie nicht ständig mit mir herumtragen.
Und auch zuhause nutze ich Pinsel und Farben jeglicher Art lieber am Tisch als auf dem Sofa.
Die Aufbewahrung von traditionellen Kunstwerken kann auch zu einem Problem werden, besonders wenn du sehr viele und große Kunstwerke erschaffst.
Der Faktor Zeit
Zeiteffizienz bei digitaler Kunst
Dieser Aspekt der digitalen Kunst hat mich tatsächlich meine Kreativität wiederentdecken lassen. Für digitale Kunst musst du weder deinen Arbeitsplatz vorbereiten, indem du Materialien bereitlegst und Oberflächen zum Schutz vor Farbklecksen abdeckst, noch musst du hinterher alles wieder reinigen und wegräumen.
So kannst du auch kurze Zeitintervalle für deine Kunst nutzen, wenn beispielsweise deine Kinder Mittagsschlaf halten oder du einfach mal eine kleine Pause für dich einlegst.
Zeiteffizienz bei traditioneller Kunst
Bei traditioneller Kunst ist das etwas schwieriger, weil eben der Arbeitsplatz vorbereitet und ggf. abgedeckt und hinterher wieder alles gereinigt und aufgeräumt werden muss.
Natürlich gibt es auch hier Möglichkeiten für kleinere Zeitfenster, z. B. eine schnelle Skizze mit Bleistift geht auch in ein paar Minuten und braucht kaum Zeit zum Vorbereiten und Aufräumen.
Wiedereinstieg nach Pausen bei digitaler Kunst
Digitale Kunstprojekte können jederzeit gespeichert und ganz leicht geöffnet und fortgesetzt werden.
Wiedereinstieg nach Pausen bei traditioneller Kunst
Gerade bei Techniken, die Aushärten oder Trocknen erfordern, kann es wesentlich aufwändiger oder sogar nicht möglich sein, Projekte nach Pausen wieder fortzuführen.
Fehlertoleranz und kreative Freiheit
Fehlertoleranz bei digitaler Kunst
Wenn du beim digitalen Malen einen Fehler machst, lässt er sich dank der Rückgängig-Funktion und der Nutzung von Ebenen ganz einfach beheben.
Das kann sowohl positiv als auch negativ sein.
Positiv ist, dass du einfach nach Herzenslust probieren und experimentieren kannst. Dank der genannten Funktionen ist die Hemmschwelle viel niedriger.
Negativ kann sein, dass der Perfektionismus vielleicht etwas zu viel Raum erhält und sogenannte Happy Accidents verdrängt.
Letztlich kannst du selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang du diese Funktionen nutzt.
Fehlertoleranz bei traditioneller Kunst
Die traditionelle Kunst ist im Allgemeinen nicht so fehlertolerant. Fehler sind schwerer oder gar nicht zu korrigieren, sodass du präziser und konzentrierter arbeiten musst, wenn du ein bestimmtes Ergebnis anstrebst.
Wenn du versuchst, Fehler zu korrigieren, können die Materialien darunter leiden. Beispielsweise kann Papier durch Radieren von Buntstiften oder Abheben von Aquarellfarbe mit Wasser beschädigt werden. Oder der Fehler scheint durch die Farbschicht durch, die du zum Beheben des Fehlers aufgetragen hast.
Wie du siehst, ist die Korrektur von Fehlern in der traditionellen Kunst recht eingeschränkt.
Kreative Freiheit in der digitalen Kunst
Dank der hohen Fehlertoleranz der digitalen Kunst ist die Hemmschwelle, Neues auszuprobieren und mit Farben, Techniken und Effekten zu experimentieren, deutlich geringer. Außerdem werden keine Materialien verbraucht.
Zudem hast du mit nur einem Klick Zugang zu unzähligen digitalen Pinseln, Farben und Effekte.
Das ermöglicht große kreative Freiheit.
Kreative Freiheit in der traditionellen Kunst
Experimentieren in der traditionellen Kunst kann teuer sein, weil die Materialien verbraucht werden und Fehlversuche Kosten verursachen.
Andererseits brauchst du vielleicht auch die haptische Erfahrung der traditionellen Kunst, um in den kreativen Flow fürs Experimentieren zu kommen.
Kunst als Erlebnis
Vielfalt an Werkzeugen in der digitalen Kunst
Heutzutage lassen sich in der digitalen Kunst nahezu alle Stile, Techniken und Materialien nachempfinden, sodass du praktisch ein ganzes, umfassend ausgestattetes Kunstatelier zur Verfügung hast.
Hinzu kommen Stile, Techniken und Effekte, die ausschließlich mit digitaler Kunst möglich sind.
Bereits die Werkzeuge, die in den digitalen Zeichen-Apps bereits enthalten sind, bieten so ein recht gut ausgestattetes digitales Kunstatelier, das sich durch hinzugekaufte Werkzeuge nahezu unbegrenzt erweitern lässt.
Vielfalt an Werkzeugen in der traditionellen Kunst
Die in der traditionellen Kunst genutzten Werkzeuge und Materialien sind begrenzt, und jedes Werkzeug bzw. Material muss einzeln erworben werden. Natürlich kannst du auch mit Werkzeugen und Materialien experimentieren, die eigentlich nicht direkt für das Erschaffen von Kunst bestimmt sind.
Textur und Haptik in der digitalen Kunst
Zwar können Texturen usw. virtuell nachgebildet werden, sodass beispielsweise Pinselstriche zu sehen sind, oder sogar Oberflächen wie Metall und Holz. Jedoch fehlt die physische Haptik.
Das tatsächliche Kunsterlebnis ist weitestgehend auf visuelle oder akustische Eindrücke beschränkt.
Aber die Technologie schreitet immer weiter fort. Wer weiß, ob wir nicht eines Tages das gesamte Kunsterlebnis auch in der digitalen Welt mit allen Sinnen genießen können - sowohl beim Erschaffen als auch beim Erleben von digitalen Kunstwerken.
Textur und Haptik in der traditionellen Kunst
In der traditionellen Kunst werden dagegen echte physische Texturen geschaffen, die haptisch spürbar sind und visuelle Tiefe erzeugen.
Alle Sinne können im Kunsterlebnis mit einbezogen werden - vom Geruch der Farben bis hin zum Ertasten von Texturen und Strukturen.
Originalität, Haltbarkeit und Nachhaltigkeit
Originalität und Einzigartigkeit in der digitalen Kunst
Digitale Werke können leicht reproduziert werden, was ihre Einzigartigkeit mindern kann. Zwar gibt es Möglichkeiten wie NFTs zum Schutz vor Vervielfältigung. Diese haben sich jedoch bisher noch nicht allgemein durchgesetzt.
Originalität und Einzigartigkeit in der traditionellen Kunst
Ein originales, physisches Kunstwerk ist einzigartig und meist schwer zu reproduzieren. Damit zeichnen sich traditionelle Kunstwerke durch eine größere Einzigartigkeit aus.
Zeitlose Haltbarkeit von digitalen Kunstwerken
In der digitalen Kunst ist dieser Aspekt sehr zwiespältig.
Einerseits können digitale Kunstwerke durch Datenverlust gefährdet sein. Daher ist es sehr wichtig, dass du dich nicht nur darauf verlässt, dass schon nichts passieren wird. Du solltest unbedingt deine Werke (insbesondere die bearbeitbaren Originaldateien) regelmäßig durch Backups sichern. So kannst du bei Verlust der Dateien auf deinem Gerät diese aus den Backups wiederherstellen.
Andererseits können beispielsweise digitale Farben nicht verblassen. Digitale Werte sind generell weniger anfällig für Umwelteinflüsse und behalten (vorausgesetzt, dass die Daten gesichert sind) genau die Eigenschaften, die sie bei ihrer Erschaffung hatten.
Doch ihre Wiedergabe ist abhängig von ihrem Format und ihren Anforderungen an Soft- und Hardware.
Zeitlose Haltbarkeit von traditionellen Kunstwerken
Auch in der digitalen Kunst hat dieser Aspekt zwei Seiten.
Einerseits sind traditionelle Kunstwerke anfällig für Umwelteinflüsse wie Licht und Feuchtigkeit und müssen dementsprechend geschützt werden.
Andererseits können sie bei entsprechender Lagerung Jahrhunderte überstehen.
Traditionelle Kunstwerke können außerdem ohne Soft- und Hardware erlebt werden.
Nachhaltigkeit in der digitalen Kunst
In der digitalen Kunst werden weder Kunstmaterialien verbraucht noch entstehen Abfälle, die entsorgt werden müssen. Das schont die Umwelt.
Andererseits kann jedoch die Herstellung der Hardware die Umwelt belasten.
Zudem ist sowohl für die Erschaffung als auch die Wiedergabe digitaler Kunstwerke Strom erforderlich.
Nachhaltigkeit in der traditionellen Kunst
Bei der Schaffung von traditionellen Kunstwerken werden Materialien verbraucht und Abfälle verursacht, die teilweise umweltschädlich sein können (z. B. Farben und Lösungsmittel).
Für die Herstellung der Materialien werden Ressourcen verbraucht.
Teilweise wird sowohl bei der Erschaffung als auch beim Erleben auch Strom gebraucht (z. B. Beleuchtung), jedoch ist beides auch ohne Strom zumindest nicht unmöglich.
Verkauf und Vermarktung
Verkauf und Vermarktung von digitalen Kunstwerken
Digitale Kunstwerke können leicht geteilt, vervielfältigt und vermarktet werden (z. B. auf Social Media oder in Online-Shops).
Aus digitalen Werken lassen sich auch recht einfach druckbare Produkte (sogenannte Printables) herstellen, die weltweit ohne Transport verkauft und heruntergeladen werden können.
So lassen sich digitale Kunstwerke ganz einfach unzählige Male verkaufen. Der Stückpreis ist dabei meist recht niedrig. Insgesamt jedoch kannst du aus einem einzigen ursprünglichen Werk einen hohen Profit erzielen, ohne das Original hergeben zu müssen.
Es gibt auch eine Möglichkeit, ein digitales Kunstwerk als Original zu schützen (durch NFTs). Dieses kann dann auch als Original zu einem höheren Preis verkauft werden.
Verkauf und Vermarktung von traditionellen Kunstwerken
Traditionelle Werke können im Allgemeinen nur einmal verkauft werden.
Um sie zu vervielfältigen oder zwecks Vermarktung zu teilen, sind oft spezielle Scans oder Fotos erforderlich. Daraus können dann auch beispielsweise Kunstdrucke erstellt und verkauft werden.
Fazit
Beide Kunstformen haben ihre Vor- und Nachteile. Für welche Form du dich entscheidest. Hängt stark von deinen individuellen Vorlieben, Zielen und Umständen ab. Um dir die Wahl etwas zu erleichtern, findest du im Anschluss noch einmal eine tabellarische Gegenüberstellung der digitalen und traditionellen Kunst.
Aspekt | Digitale Kunst | Traditionelle Kunst |
---|---|---|
Kosten für Materialien | Einmalige Investition in Hardware (Tablet, Computer, Software). Keine laufenden Kosten für Verbrauchsmaterialien. | Geringe Einstiegskosten. Laufende Kosten für Materialien wie Farben, Pinsel, Papier und Leinwände. |
Mobilität und Platzbedarf | Tragbar und kompakt. Ein Tablet oder Laptop genügt. Keine physischen Materialien erforderlich. | Benötigt oft viel Platz für Staffelei, Materialien und Werkzeuge. |
Zeiteffizienz | Schneller Start und schnelles Speichern. Keine Vorbereitungs- und Aufräumzeit erforderlich. | Erfordert meist Vorbereitungszeit (Materialien bereitlegen und ggf. Oberflächen zum Schutz abdecken) und Nachbereitung (z. B. Pinsel reinigen) |
Fehlertoleranz | Fehler sind leicht zu beheben dank Rückgängig-Funktion und Ebenen. | Fehler sind schwer oder gar nicht zu korrigieren. |
Vielfalt an Werkzeugen | Zugriff auf unzählige digitale Pinsel, Farben und Effekte mit einem Klick. | Physische Werkzeuge sind limitiert. Jedes Werkzeug mit einzeln erworben werden. |
Textur und Haptik | Virtuelle Texturen und Simulationen, aber ohne physische Haptik. | Echte physische Texturen, die haptisch spürbar sind und visuelle Tiefer erzeugen. |
Wiedereinstieg nach Pausen | Projekte können jederzeit gespeichert und leicht wieder geöffnet werden. | Projekte wieder aufzunehmen, ist oft aufwändiger, insbesondere bei Medien, die trocknen oder aushärten. |
Originalität und Einzigartigkeit | Digitale Werke können leicht reproduziert werden, was die Einzigartigkeit mindern kann. | Ein originales, physisches Kunstwerk ist einzigartig und oft schwer zu reproduzieren. |
Verkauf und Vermarktung | Leicht zu teilen und zu vermarkten (z. B. auf Social Media oder in Online-Shops). Druckbare Produkte sind einfach herzustellen. | Traditionelle Werke können nur einmal verkauft werden und erfordern möglicherweise spezielle Scans oder Fotos für digitale Reproduktionen. |
Lerneffekt und Zugang | Tutorials und Online-Ressourcen sind oft leicht zugänglich. Programme können komplex, aber schnell erlernbar sein. | Längere Lernkurve, abhängig von den gewählten Materialien. Meisterschaft erfordert oft langwieriges Training. |
Kreative Freiheit | Schnelles Experimentieren mit Farben, Techniken und Effekten. Keine Materialverschwendung. | Experimentieren kann teuer sein, da Materialverbrauch und Fehlversuche Kosten verursachen. |
Nachhaltigkeit | Keine physischen Abfälle oder Verbrauchsmaterialien. Hardware (insbesondere deren Herstellung und Entsorgung) kann jedoch die Umwelt belasten. | Verbraucht Materialien und verursacht Abfälle, die teilweise umweltschädlich sein können (z. B. Farben und Lösungsmittel). |
Verfügbarkeit von Updates | Ständige Updates, die neue Funktionen und Pinsel bieten. Erfordert manchmal kostenpflichtige Updates. | Keine Updates oder Änderungen, außer beim Kauf neuer Materialien. |
Zeitlose Haltbarkeit | Digitale Werke können durch Datenverlusten gefährdet sein, sind jedoch weniger anfällig gegenüber Umwelteinflüssen wie Licht und Feuchtigkeit. | Physische Werke können über Jahrhunderte bestehen, sind aber anfällig gegenüber Umwelteinflüssen wie Licht und Feuchtigkeit. |
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